ViLLA KOSAViN
Ein Haus in Kosavin, westlich von Bribir
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Das Haus ist in den Felsen geschlagen. Zumindest das Wohnzimmer im Erdgeschoss liegt nordseitig eingebettet im Felsen. Nur die zwei Fenster, eine Hoftüre und der Gang zur Küche weisen nach Süden und bringen Licht in die Stube. Früher, vor rund hundertfünfzig Jahren, wurde genau dieser Raum als Stall genutzt, ein paar Schafe und Schweine waren hier von Unwettern geschützt untergebracht. Die Hirtin schlief in einem kleinen Raum daneben.
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Der ausgedehnte Raum vor dem Haus mit dem großen Himmel, der nach Süden hinter bis zum Meer verläuft, ist, soweit das Auge reicht, grün. Es ist ein Tal, das Vinodol (Weintal), das steil abfällt zu dem winzigen Dorf Jargovo, dicht und hoch bewaldet, unverbaubar. In diesem Wald streifen – wie mir der Jäger aus Kosavin erzählt – viele Schakale, eine riesige Rotte Wildschweine, Rotwild und, gelegentlich im Winter, auch eine Braunbärin mit ihrem Jungen umher. Von unserer Terrasse aus konnte ich schon mal nachts um halb Zwei gezählte elf Wildschweine beobachten, fressend, knackend und grunzend. Sie liefen dreißig Meter unter dem Haus vorbei, hinüber zu Miros Garten. In einigen Nächten kann man den langgezogenen Gesang der Schakale hören, klare, gut gehaltene Töne, die an einen Wolf erinnern, der den Vollmond anjault. Gelegentlich, am späten Nachmittag bei einsetzenden Aufwinden, schweben auch Bussarde über den Talwald, die eigenartige, gellende Rufe ausstoßen. Hinter unserem Haus liegen Berge, vor uns in Sichtweite das Meer, mit dem Moped in zwölf Minuten erreichbar.
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Bribir ist ein Dorf, zu dem auch einige Weiler zählen, wie zum Beispiel Grizane oder eben auch Kosavin, in dem unser Haus steht. Kosavin ist so klein, dass es keine Straßennamen benötigt werden; die Häuser sind einfach durchnummeriert.
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Wenn man nächtens auf der Terrasse sitzt und den kilometerlangen, ruhigen Raum des Tals und der Berge auf sich einwirken lässt, dringt die eigene Kraft der Natur bis unter die Haut ein. In den Sommermonaten ist es warm und komfortabel. Dann kann man tatsächlich noch Teil der inneren Substanz der Natur werden. Man muss nichts tun, nichts denken, einfach da sein und still sitzen – und alles ist oder erscheint komplett und vollkommen. Genau das ist die beste, substanzielle Qualität dieses Hauses: der exakte Ort, an dem es steht. Nur dort, angelegt an einem schmalen, unbefahrbaren Weg, geöffnet nach Süden, im Rücken eine Bergwand, oberhalb eines über die Jahrzehnte gewachsenen Waldes, dort lässt sich die feinschwingende Essenz der Natur mit dem Körper aufnehmen.
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Eine halbe Stunde Autofahrt in den Nordosten hinter der Villa Kosavin erstrecken sich sanfte Berge, in denen nahe Fuzine in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts viele Winnetou- und Old Shatterhand-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker gedreht wurden. Ein Stück weiter südlich, bei den Plitvicer Seen, wurde der „Schatz im Silber See“ gedreht.
Siehe www.filmtourismus.de/kroatien-winnetou/.
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